AvaBlog 24. - 29. November 2023

Viel Neuschnee bis in tiefe Lagen, aber wenige Lawinen

Seit dem letzten AvaBlog schneite es wiederholt und ergiebig, vor allem am Nördlichen Alpenkamm und in Nordbünden. Die Nullgradgrenze pendelte zwischen rund 1000 m und 3000 m.

Zwischen Sonntag, 24. November und Mittwoch, 29. November fiel im Norden in zwei aufeinanderfolgenden Ereignissen viel Schnee. Dabei schneite es zeitweise bis ins Flachland. In der Nacht auf Sonntag wurde die Gefahrenstufe 4 (gross) vorhergesagt. Diese Gefahrenstufe liess sich im Rückblick nicht bestätigen.

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Im Westen der Schweizer Alpen und entlang des Nördlichen Alpenkamms sorgten grosse Neuschneemengen seit dem 24.11.2023 für beeindruckende Schneemengen im November (Foto: J. Svoboda, 26.11.2023).
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Der Neuschnee vom Wochenende fiel überwiegend auf eine günstige Unterlage. «Ruhe vor dem Schneesturm» am Freitag, 24.11.2023 in der Abfahrt vom Älplihorn, Arosa, GR (Foto: T. Wälti, 24.11.23).
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Eine mittlere, durch Freerider ausgelöste Schneebrettlawine auf der Nordostseite der Casanna, Klosters, GR auf 2060 m Höhe. Die Lawinenaktivität war in dieser Periode im Allgemeinen eher gering (Foto: C. Floerkermeier, 26.11.2023).
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Im Süden schneite es nur wenig. Die Schneedecke ist noch dünn. Mit starkem Wind bildeten sich hier meist kleine Triebschneeansammlungen. Bassa di Nara, Acquarossa, TI auf 2077 m Höhe (Foto: F. Vanza, 26.11.2023).
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Während im Süden der Schnee ausblieb, war im Lötschental deutlich mehr Schnee zu verzeichnen mit erkennbaren Triebschneespuren. Hier, Blick auf das Tennbachhorn, Blatten, VS auf 2700 m (Foto: G. Voide, 26.11.2023).
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Durch starken Windeinfluss war die Schneeverteilung sehr variabel, wie hier am Nordosthang des Gamserrugg, Grabs, SG auf 1800 m. Hier konnte ein Wächtenabbruch initiiert werden (Foto: P. Diener, 26.11.2023).
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Gebietsweise gingen kleine bis mittlere Gleitschneelawinen in mittleren Lagen ab. Hier, an den Südhängen oberhalb von St. Antönien, GR auf 1625 m (Foto: M. Gentner, 26.11.2023).
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Wie üblich um die Jahreszeit verfügt der Lawinenwarndienst um diese Jahreszeit noch um sehr wenig Geländeinformation. Daher sind die bisherigen, engagierten Rückmeldungen und Schneeprofile besonders erfreulich (Foto: P. Diener, 27.11.2023).

Wetter

Am Freitagmittag, 24. November setzte aus Nordwesten Schneefall ein. Lag die Schneefallgrenze zu Beginn noch bei 1400 m sank sie rasch bis in tiefe Lagen. Im Flachland fiel teils Schneeregen, in den Bergen intensiv Schnee (vgl. Abbildung 1). Der Schneefall war begleitet von starkem bis stürmischem Nordwest- bis Nordwind. In der Nacht auf Sonntag, 26. November endete der Schneefall im Westen, während im Osten tagsüber noch wenig Schnee fiel.

Nach einer Niederschlagspause setzte bereits am Montagmittag, 27. November aus Westen erneut Schneefall ein. Dieser hielt bis in die Nacht auf Mittwoch, 28. November an (vgl. Abbildung 2). Die Schneefallgrenze sank von knapp 1000 m am Montagabend erneut bis in die Niederungen. Während dem Schneefall blies zuerst starker bis stürmischer West-, dann Nordwestwind.

Mit den wiederholten Schneefällen des Novembers im Westen und Norden liegt dort deutlich mehr Schnee als sonst für die Jahreszeit üblich. Von den Vispertälern über das nördliche Tessin bis nach Mittelbünden, ins Oberengadin, Puschlav und Münstertal liegt erst wenig Schnee – weniger als sonst um diese Jahreszeit üblich (vgl. Abbildung 3). 

Schneedecke

Einzelne Hinweise aus dem Gelände (vgl. Abbildung 4), einzelne Schneeprofile (vgl. Abbildung 5) und die Berechnungen aus dem Schneedeckenmodell Snowpack deuteten im Vorfeld der oben beschriebenen Schneefälle darauf hin, dass im Umfeld von Schmelzharschkrusten, die durch den Regen der Vorwoche entstanden waren, kantig aufgebaute Schwachschichten vorhanden waren. Einzelne Fernauslösungen zeigten auch, dass die Schichten störanfällig waren. Aufgrund der tiefen Informationsdichte war aber wenig über die Verbreitung dieser möglichen Schwachschichten bekannt, ausser, dass sie bis weit nach Tirol vorhanden war. Bekannt war hingegen, dass tiefere Schichten der Schneedecke meist gut verfestigt und stabil waren.

Aufgrund dieser Informationen ging die Lawinenwarnung des SLF davon aus, dass die grossen Neuschneemengen vor allem zwischen etwa 2400 bis 3000m, wo die Regenkruste vorhanden, aber dünn war, auf eine ungünstige Unterlage abgelagert würden. Entsprechend wurde am Wochenende ein rascher und markanter Anstieg der Lawinengefahr prognostiziert.

Lawinenaktivität

Gemessen an den grossen Neuschneemengen blieb die Lawinenaktivität hinter den Erwartungen zurück. So wurden über das Wochenende nur wenige spontane Lawinen beobachtet – keine davon wurde als gross klassiert. Zudem wurden an den zwei Wochenendtagen nur fünf durch Personen ausgelöste Lawinen gemeldet, alle mittlerer Grösse. Bei Lawinensprengungen zur Sicherung von Skigebieten wurden einige grosse Lawinen ausgelöst.

In oder nach der zweiten Niederschlagsperiode von Montag bis Mittwoch wurden in verschiedenen Skigebieten erneut erfolgreich Lawinen künstlich ausgelöst. Die meisten Lawinen wurden als mittel, einige als gross und wenige als sehr gross klassiert. Zudem wurden auch einige spontane Lawinen gemeldet oder mit automatischen Systemen detektiert. Eine davon im Unterwallis war sehr gross. 7 gemeldete Lawinen wurden durch Personen ausgelöst (vgl. Abbildung 6). Diese waren klein bis mittelgross.

Lawinenunfälle mit tödlichem Ausgang ereigneten sich bis zum Redaktionsschluss keine.

Lawinengefahr

Aufgrund der Rückmeldungen aus dem Gelände wurde die Gefahrenstufe 4 (gross), welche in der Nacht von Samstag auf Sonntag prognostiziert wurde, nicht erreicht. Weder die Beobachtungen aus dem Gelände noch die Lawinen deuteten auf die Gefahrenstufe 4 (gross) hin. Dies legt nahe, dass die Schichten, welchen Eigenschaften einer Schwachschicht zugeschrieben wurden, zu wenig verbreitet oder, wohl eher, nicht schwach genug waren. Auch wenn aufgrund der tiefen Temperaturen vielfach lockerer Schnee vorgefunden wurde, kann davon ausgegangen werden, dass der Schnee für die Bildung von Schneebrettlawinen verbreitet genügend gebunden war. Immerhin zeigen gute Sprengresultate, dass mit grosser Belastung Schneebrettlawinen ausgelöst werden konnten und damit sowohl Schwachschicht als auch Schneebrett vorhanden waren.

Gefahrenentwicklung

Lawinenbulletins dieser Zeitperiode im Überblick.

 

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