AvaBlog 15. - 22. April 2024

Winter im Frühling

Mit einer markanten Abkühlung und viel Schnee kam der Winter im Norden zurück. Bis gegen 2 m Neuschnee wurden im Norden verzeichnet, die Lawinenaktivität blieb aber verhältnismässig klein. 

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Ein typisches Phänomen bei konvektiven Schneeschauern: Eingeschneite grosse Graupelkörner nahe des Lac de Bretaye auf rund 1800 m (Ollon, VD; Foto: B. Charles, 18.04.2024).
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Am Vormittag noch Schneegestöber im Berninagebiet nahe des Chantun (2974 m) mit starkem Wind aus Nord … (Pontresina, GR; Foto: SLF/J. Trachsel, 16.04.2024).
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… am Nachmittag zwar sonnig aber immer noch sehr windig am Chantun, was man auch an der Schneeoberfläche und den abgeblasenen Bereichen rechts im Bild gut erkennen kann (Pontresina, GR; Foto: SLF/J. Trachsel, 16.04.2024).
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Wintereinbruch im Stulsertal bei Bergün (GR; Foto: U. Fliri, 20.04.2024).
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Rückkehr des Winters auch rund um den Eggberg (2201 m) im nördlichen Prättigau (Luzein, GR; Foto: T. Wälti, 19.04.2024).
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Personenausgelöste Schneebrettlawine nahe der Tête aux Chamois (2524 m) an einem Nordhang auf rund 1700 m (Ormont-Dessus, VD; Foto: N. Simon, 18.04.2024).
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Anrisskante der Lawine an der Tête aux Chamois, die am Übergang zum Altschnee brach (Ormont-Dessus, VD; Foto: N. Simon, 18.04.2024).
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Diese trockene Schneebrettlawine wurde im Nordosthang der Tête de la Payanne (2452 m) im frischen Triebschnee ausgelöst (Val de Bagnes, VS; Foto: M. Galetti, 20.04.2024).
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Blick vom winterlichen Mattstogg (1935 m) ins Grün am Walensee (Amden, SG; Foto: R. Grischott, 20.04.2024).

Temperatursturz und viel Schnee im Norden

Am 15. April setzte im Norden Schneefall ein. Die Schneefallgrenze sank rasch von über 2000 m auf unter 1000 m, wo sie abgesehen von einem kurzen Ansteigen auf rund 1200 m am Abend des 19. Aprils blieb. Am intensivsten war der Schneefall am 17. April und in der Nacht vom 19. auf den 20. April, teils auch mit eingelagertem Graupel. Am 19. April gab es tagsüber eine Niederschlagspause mit Aufhellungen (vgl. Abbildung 1a und b).

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Abbildung 2a: Immer wieder Schnee im Norden: 1-Tages Neuschneemenge am 15. April um 18 Uhr. Berechnet aus Radar- und Stationsdaten mit dem INCA-Modell (Quelle: MeteoSchweiz).
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Abbildung 2b: Immer wieder Schnee im Norden: 1-Tages Neuschneemenge am 16. April um 18 Uhr (Quelle: MeteoSchweiz).
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Abbildung 2c: Immer wieder Schnee im Norden: 1-Tages Neuschneemenge am 17. April um 18 Uhr (Quelle: MeteoSchweiz).
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Abbildung 2d: Immer wieder Schnee im Norden: 1-Tages Neuschneemenge am 18. April um 18 Uhr (Quelle: MeteoSchweiz).
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Abbildung 2e: Immer wieder Schnee im Norden: 1-Tages Neuschneemenge am 19. April um 18 Uhr (Quelle: MeteoSchweiz).
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Abbildung 2f: Immer wieder Schnee im Norden: 1-Tages Neuschneemenge am 20. April um 18 Uhr (Quelle: MeteoSchweiz).
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Abbildung 2g: Immer wieder Schnee im Norden: 1-Tages Neuschneemenge am 21. April um 18 Uhr (Quelle: MeteoSchweiz).

Vom Montag, 15. bis Montag, 22. April fielen oberhalb von etwa 1400 m folgende Schneemengen (Abbildung 3):

•    Alpennordhang 80 bis 120 cm, gebietsweise bis gegen 2 m
•    Nördliches Wallis, Nordbünden 50 bis 80 cm
•    Südliches Wallis, Mittelbünden, Unterengadin, Jura 30 bis 50 cm
•    Weiter südlich deutlich weniger, ganz im Süden meist trocken

Der Schneefall wurde von mässigem bis starkem Nordwest- bis Nordwind begleitet. Im Tessin gab es verschiedene Nordwindschübe, allerdings konnte dort der harte Altschnee kaum verfrachtet werden.

Einschätzung der Lawinengefahr, Lawinenaktivität

Die Lawinengefahr wurde in den Hauptniederschlagsgebieten über die ganze Phase meist als Stufe 3+ (erheblich) eingeschätzt. Zwar waren die Neuschneemengen beeindruckend, die Intensität des Niederschlags war aber zu klein und die Beschaffenheit der Altschneeoberfläche zu günstig (eher hart und unregelmässig), um die Gefahrenstufe 4 (gross) zu erreichen. Im Lawinenbulletin am 20. April wurde für den 21. April die Stufe 4 prognostiziert, allerdings am Morgen des 21. Aprils wieder nach unten auf Stufe 3+ korrigiert.
Im Nachhinein beurteilt war der Samstag, 20. April der gefährlichste Tag und die Stufe 4 wäre möglich gewesen. Zwei grosse Lawinenabgänge (siehe Abbildung 4 und 5) deuteten darauf hin. 
Zudem musste die Einschätzung im Lawinenbulletin im Hochgebirge mit Vorsicht interpretiert werden. Dort wurden vereinzelt deutlich höhere Neuschneemengen gemeldet. Dementsprechend war dort die Gefahr auch höher einzuschätzen.

In dieser Blog-Periode wurden elf Lawinen durch Personen ausgelöst, sechs Personen wurden erfasst, zwei davon verschüttet und eine Person davon verletzt. Spontane Lawinen wurden recht wenige gemeldet. Die Sprengerfolge waren, dort wo überhaupt noch gesprengt wurde, zwar oft vorhanden, aber meist mit einer eher geringen Bruchausbreitung. Insgesamt entsprach dies einer kleinen Lawinenaktivität. 
Einerseits waren kaum verbreitet Schwachschichten vorhanden, anderseits dürften aufgrund der anhaltend schlechten Sichtverhältnisse relativ wenig Leute unterwegs gewesen sein – das heisst, es gab weniger Lawinenauslösungen durch Personen als sonst, aber auch weniger Rückmeldungen zu beobachteten Lawinen.

Stay tuned…

Die Wettermodelle versprechen auf Dienstag und Mittwoch noch mehr Schnee im Norden. Wer also noch nicht genug vom Winter hat: ab auf den Berg, aber eben Vorsicht, das Lawinenbulletin konsultieren und sich entsprechend der Lawinengefahr verhalten.

Gefahrenentwicklung

Lawinenbulletins dieser Zeitperiode im Überblick.