AvaBlog 11. - 17. April 2023

Der Frühling lässt auf sich warten. Viel Neuschnee im Norden und in Graubünden.

Nach ein paar sonnigen Tagen über Ostern brachten wiederholte Fronten im Norden und in Graubünden viel Neuschnee in der Höhe. Zeitweise wurde am Alpennordhang vor grosser Lawinengefahr, Stufe 4, gewarnt. Die Schneehöhen stiegen Mitte April erstmals diesen Winter im Norden in der Höhe verbreitet auf nahezu durchschnittliche Werte; im Süden waren sie weiterhin stark unterdurchschnittlich.

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Unterhalb des Parpaner Rothorns (2750 m, Vaz, GR) gab es zwei Sprengerfolge am Morgen und Abend im selben Lawinenzug. Die zweite Lawine ist bis in den bodennahen Altschnee gebrochen und gross geworden. (Foto: R. Meier, 14.04.2023)
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Auf diesem Bild sieht man ein Schneeprofil bei Bella Lui (Crans-Montana, VS) auf 2460 m. Der Rutschblock konnte beim Wippen am Übergang zum Altschnee in einer dünnen Schwachschicht oberhalb der Kruste mit dem Saharasand von Ende März ausgelöst werden. (Foto: V. Bettler, 12.04.2023)
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Auf dem Steingletscher (Innertkirchen, BE) gab es in der Nacht auf den Freitag eine grosse spontane Lawine, die sich auf 2590 m löste. (Foto: N. Kohler, 14.04.2023)
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In der Niederschlagspause am Freitag konnten bei der Totalp (2220 m, Davos, GR) einige schöne Spuren im Neuschnee gezogen werden. Wer genau hinschaut findet oben in der Mitte des Bildes auch ein kleines Schneebrett. (Foto: L. Wilhelm, 14.04.2023)
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Auch im Hauptniederschlagsgebiet gab es Lawinen. Am Giesshubel (2320 m, Attinghausen, UR) ging eine grosse spontan Lawine ab. (Foto: Webcam Fürenalp, 14.04.2023)
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Aus dem Wallis wurden von unterhalb des Sackhorns (2780 m, Wiler (Lötschen), VS) zwei kleine personenausgelöste Schneebrettlawinen gemeldet. Beide Lawinen lösten sich im störanfälligen Treibschnee. (Foto: C. Haug, 14.04.2023)
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Von der Rotondohütte aus wurde dieses Bild in Richtung Hüenderstock (2888 m, Realp, UR) aufgenommen. Man sieht gut die abgeblasenen Rücken und die Triebschneeablagerungen in den Mulden. (Foto: J. Schwarz, 15.04.2023)
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Unterhalb des Weissfluhgipfels (Arosa, GR) löste sich auf 2660 m eine grosse Schneebrettlawine, die im bodennahen Altschnee anriss. Vermutlich ging die Lawine spontan ab. (Foto: S. Bernhard, 15.04.2023)
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Diese Lawine wurde im Skigebiet Parsenn (2500 m, Davos, GR) von Personen ausgelöst als sie von der kleinen Wechte in die Triebschneeansammlungen sprangen. (Foto: M. Wütherich, 16.04.2023)
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Zur Sicherung der Pisten wurde am 17.04. im Skigebiet Montana (2800 m, Crans-Montana, VS) diese Triebschneeansammlung gesprengt. Die Lawine wurde gross und… (Foto: V. Bettler, 17.04.2023)
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…die relativ lockere Ablagerung stiess bis in die Nähe der Piste vor. (Foto: V. Bettler, 17.04.2023)
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Aus welcher Richtung kam wohl der Wind? Während dem Niederschlag bildete sich ebenfalls im Skigebiet Montana (Crans-Montana, VS) dickes Raueis an den Pistenmarkierungen. Raueis wächst gegen den Wind und entsteht, wenn unterkühle Wassertröpfchen vom Wind an Gegenstände geblasen werden und anfrieren. (Foto: V. Bettler, 17.04.2023)

Wetter

In der Nacht auf Dienstag, 11. April setzte im Norden und Westen Niederschlag ein. Die Schneefallgrenze lag zunächst noch zwischen 1500 und 2000 m (Abbildung 1). Ab Mittwochnachmittag, 12. April schneite es auch in Graubünden intensiv. Am Donnerstag verlagerte sich der Niederschlag mit Nordwind an die typischen Staugebiete des Alpennordhangs und nach Nordbünden und die Schneefallgrenze sank gegen 1000 m. Am Freitag, 14. April gab es eine Niederschlagspause. Gegen Osten blieb es oft trüb, aber im Westen und Süden strahlte die Aprilsonne.

In der Nacht auf Samstag, 15. April erreichte bereits die nächste Störung die Schweizer Alpen. Wieder traf der Hauptniederschlag den zentralen und östlichen Alpennordhang. Die Schneefallgrenze lag meist zwischen 1200 und 1400 m. Der Niederschlag war vor allem in der Nacht auf Sonntag, 16. April sehr intensiv. Es schneite aber noch bis am Montagmorgen, 17.4. weiter.

In der Bildgalerie (Abbildung 2) ist der Niederschlag in 24-Stunden-Schritten jeweils bis morgens um 06:40 Uhr (UTC) abgebildet.

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Abbildung 2.1: 24-Stunden-Neuschneemengen bis Dienstag, 11. April, berechnet aus Radar- und Stationsdaten mit dem INCA-Modell (Quelle: MeteoSchweiz).
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Abbildung 2.2: 24-Stunden-Neuschneemengen bis Mittwoch, 12. April, berechnet aus Radar- und Stationsdaten mit dem INCA-Modell (Quelle: MeteoSchweiz).
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Abbildung 2.3: 24-Stunden-Neuschneemengen bis Donnerstag, 13. April, berechnet aus Radar- und Stationsdaten mit dem INCA-Modell (Quelle: MeteoSchweiz).
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Abbildung 2.4: 24-Stunden-Neuschneemengen bis Freitag, 14. April, berechnet aus Radar- und Stationsdaten mit dem INCA-Modell (Quelle: MeteoSchweiz).
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Abbildung 2.5: 24-Stunden-Neuschneemengen bis Samstag, 15. April, berechnet aus Radar- und Stationsdaten mit dem INCA-Modell (Quelle: MeteoSchweiz).
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Abbildung 2.6: 24-Stunden-Neuschneemengen bis Sonntag, 16. April, berechnet aus Radar- und Stationsdaten mit dem INCA-Modell (Quelle: MeteoSchweiz).
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Abbildung 2.7: 24-Stunden-Neuschneemengen bis Montag, 17. April, berechnet aus Radar- und Stationsdaten mit dem INCA-Modell (Quelle: MeteoSchweiz).

In Summe fielen die in Abbildung 3  dargestellten Neuschneemengen. Am meisten Schnee gab es am Nördlichen Alpenkamm vom Sustenpass bis in die Glarner Alpen. Dort fielen innerhalb von sieben Tagen 120 bis 180 cm Schnee.

Lawinengefahr

Mit dem vielen Neuschnee stieg die Lawinengefahr an. Verbreitet wurde während der gesamten Periode vor erheblicher Lawinengefahr, Stufe 3, gewarnt.  Von Samstagabend, 15.04. bis Montagmorgen, 17.04. wurde vom Grimselpass bis in die Glarner Alpen vor grosser Lawinengefahr, Stufe 4, gewarnt. Mit der Zusatzlast der sehr grossen Neuschneemengen in diesem Gebiet ging der Lawinenwarndienst davon aus, dass Lawinen im bodennahen Altschnee anbrechen und teils sehr gross werden könnten. Am Alpennordhang hatte es in den letzten Wochen zwar kaum noch Anzeichen für ein Altschneeproblem gegeben, aber einzelne Profile (Abbildung 4) und ein grosser Lawinenabgang um Ostern (Abbildung 5) waren Indizien dafür, dass es stellenweise noch Schwachschichten im bodennahen Altschnee gab. Bis zum Redaktionsschluss lagen aber noch keine Meldungen von sehr grossen Lawinen vor. Allerdings hat der Lawinenwarndienst um diese Jahreszeit allgemein sehr wenig Rückmeldungen, da weniger Leute in den Bergen unterwegs als im Hochwinter. Auch haben bereits viele Skigebiete Saisonschluss, von wo aus sonst Lawinenbeobachtungen gemacht werden oder Lawinen zur Sicherung gesprengt werden. Zudem war das Wetter oft trüb, was die Beobachtung von Lawinen zusätzlich erschwerte.

Schneelage

Die Schneehöhen waren einen Grossteil des Winters verbreitet stark unterdurchschnittlich. Ab Mitte März fiel immer wieder Schnee und so legten die Schneehöhen deutlich zu. Am Beispiel der langjährigen Messstation am Versuchsfeld Weissfluhjoch (2536 m, Davos, GR) (Abbildung 6) sieht man gut, dass die Schneehöhe (rote Linie) die mittlere Schneehöhe (dunkelgraue Linie) fast eingeholt hat. Mitte April (187 cm) lag nahezu doppelt so viel Schnee wie noch Ende Februar (104 cm). Mitte April waren die Schneehöhen in hohen Lagen verbreitet annähernd durchschnittlich. Im Süden waren sie nach wie vor stark unterdurchschnittlich.

Lawinenunfälle

In dieser Berichtsperiode ereigneten sich keine tödlichen Lawinenunfälle. Einige Lawinenabgänge mit involvierten Personen gingen glimpflich aus. Insgesamt gab es 7 Lawinen mit 11 erfassten Personen, 1 Personen wurde ganz verschüttet.

Erwähnenswert ist ein sehr grosser Lawinenabgang vom 8. April an der Ostflanke des Alphubels (4206 m, Täsch, VS). Es wurden 16 Personen von der Lawine mitgerissen und vier Personen wurden ganz verschüttet. Zum Glück konnten alle Personen lebend geborgen werden.

 

 

 

Gefahrenentwicklung

Lawinenbulletins dieser Zeitperiode im Überblick.

 

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