Wenn die Schneedecke versagt – oder die Lawinenforschung

Der SLF-Leiter Jürg Schweizer blickt in einem Vortrag auf mehr als dreissig Jahre Lawinenforschung zurück.

Über dreissig Jahre hat Jürg Schweizer, heute Leiter der Forschungseinheit Lawinen und Prävention sowie des SLF, Mitglied der WSL-Direktion und Titularprofessor an der ETH Zürich, die Lawinenforschung massgeblich geprägt: Nach einer Dissertation an der ETH Zürich stiess er 1990 als wissenschaftlicher Mitarbeiter zu den «Schneeschmöckern» auf dem Weissfluhjoch. Abgesehen von einem Abstecher an die Universität von Calgary blieb er dem SLF seither treu und entwickelte sich zu einer prägenden Figur der internationalen «Lawinenforschungs-Community» genauso wie zu einem bei Praktikerinnen und Praktikern hochgeschätzten Experten.

Von Bruchausbreitung bis zum menschlichen Verhalten

Jürg Schweizer forschte zu fast allen Aspekten der Lawinenbildung: Wie Brüche in der Schneedecke entstehen, wie sie sich ausbreiten und ob es dafür Anzeichen gibt, wie gross und entscheidend die räumliche Variabilität von Schwachschichten ist, oder wie man Lawinenabgänge aus der Ferne und bei schlechter Sicht detektieren kann. Mit der Zeit kamen Aspekte rund um das menschliche Verhalten dazu und die Frage, ob maschinelles Lernen weitere Verbesserungen in der Lawinenwarnung erlaubt.

Zusammen mit den fast zwei Dutzend Doktorierenden, die er im Laufe der Jahre angeleitet hat, und mit Kolleginnen und Kollegen am SLF sowie aus der ganzen Welt, hat Jürg Schweizer mittlerweile 157 Publikationen in wissenschaftlichen Zeitschriften verfasst. Einer seiner Kollegen rechnet aus, dass er dazu, wenn man all seine Schneeprofile zusammenzählt, ein insgesamt 1192 Meter tiefes Schneeloch gegraben und die entsprechenden Schneewände mit all ihren unzähligen Schichten genaustens untersucht hat. Sein profundes Wissen und seine Erfahrung teilte und teilt Jürg Schweizer mit Studierenden und Lawinensicherheitspraktikern gleichermassen, macht es in allgemeinverständlichen Publikationen (zum Beispiel mit diesem Buch: Lawinen. Verstehen, beurteilen und risikobasiert entscheiden) allen Interessierten zugänglich und stellt es bei Bedarf auch als Sachverständiger bei Unfallgutachten zur Verfügung.

Unter dem Titel «Failures of snow – and of avalanche research» hat Jürg Schweizer kürzlich auf sein eigenes Schaffen zurückgeblickt (Videomitschnitt des Vortrags in Englisch, Dauer ca. vierzig Minuten):

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