Pilze schützen und fördern

Senn-Irlet, B.; Egli, S.; Boujon, C.; Küchler, H.; Küffer, N.; Neukom, H.; Roth, J., 2012: Pilze schützen und fördern. Merkblatt für die Praxis, 49. Birmensdorf, Eidg. Forschungsanstalt WSL. 12 p.
Diese Publikation ist auch auf Französisch erschienen.
Kurzzusammenfassung
Früher bildeten Speisepilze in erster Linie eine wertvolle Zusatznahrung. Unterdessen wurde das private Pilzsammeln zur beliebten Freizeitbeschäftigung, was den Sammeldruck auf die Pilze erhöhte. Pilzschutzmassnahmen wurden gefordert und eingeführt.
1975 startete im neuen Pilzreservat La Chanéaz im Kanton Freiburg eine Langzeitstudie, um wissenschaftliche Erkenntnisse über die Ökologie von Waldpilzen und deren möglichen Gefährdungen zu erlangen und den Einfluss des Pilzsammelns auf die Pilzflora zu untersuchen. Das Pilzreservat La Chanéaz ist national wie international einzigartig. Nirgendwo auf der Welt wurde bisher über einen so langen Zeitraum die Entwicklung der Pilzflora genau untersucht. Die vermuteten schädlichen Auswirkungen des erhöhten Sammeldruckes auf das Pilzvorkommen wurden indes nicht bestätigt: Nicht das Sammeln von Pilzen ist für den Rückgang einiger Pilzarten verantwortlich, sondern die Veränderung und Schädigung ihrer Biotope. Die grossen Veränderungen in der Landnutzung haben die Pilzflora stark beeinflusst. Viele Pilze reagieren zudem sensibel auf Luftverschmutzung und sind deshalb zurückgegangen.
Das Datenzentrum SwissFungi, welches im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) an der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL betrieben wird, dient in erster Linie der Erarbeitung von Roten Listen und gibt den Behörden wichtige Hinweise auf das Vorkommen schutzbedürftiger Arten. Die Liste der national prioritären Arten dient als ergänzendes Instrument zu den Roten Listen und als Vollzugshilfe für die Prioritätensetzung in der Arten- und Lebensraumförderung. 2012 sind als Vollzughilfen für die Naturschutzbehörden Merkblätter zu den zwölf national geschützten und zu weiteren prioritär zu fördernden Pilzarten ausgearbeitet
worden.
Die wichtigste Schutzmassnahme für bedrohte Pilzarten besteht im Schutz und in der Erhaltung ihrer natürlichen Lebensräume. Dazu kommen noch artspezifische Biotopschutzmassnahmen wie das Erhalten von Alt- und Totholzinseln in Wäldern.
Dieses Merkblatt fasst die aktuellen Kenntnisse über die Gefährdung und den Schutz der Pilze in der Schweiz zusammen und bietet konkrete Entscheidungshilfen für einen sinnvollen Pilzschutz.