AvaBlog 6. - 7. Dezember 2025

Triebschnee, dann Regen

Starker Westwind verfrachtete am Samstag, 06.12. lockeren Altschnee und bildete störanfälligen Triebschnee. Etliche Lawinenauslösungen durch Wintersportler waren die Folge. Am Sonntag, 07.12. setzte Regen ein, in den Voralpen bis über alle Berge, sonst verbreitet bis auf 2200 m. Als es am Montag, 08.12. aufklarte, zeigte sich, dass trotz der eher bescheidenen Niederschlagsmengen zahlreiche Lawinen spontan abgegangen waren.

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Trotz relativ wenig Schnee wurden bei der Pistensicherung in der Südwestflanke des 3414 m hohen Oberrothorn (Zermatt, VS) grosse Lawinen gesprengt (Foto: J-P. Imboden, 08.12.2025).
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In klaren Nächten hatte sich Oberflächenfrost gebildet. Hier am Gatschieferspitz (Klosters, GR) glitzerte er in der Sonne. Eingeschneit, stellte er später eine ausgeprägte Schwachschicht dar (Foto: SLF/L. Dürr, 04.12.2025).
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Kleine, vermutlich spontan abgegangene Schneebrettlawine in einer kammnahen Triebschneeansammlungen an der 2261 m hohen La Chaux, Chateau-d’Oex, VD (Foto: H. Bolliger, 06.12.2025)
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Gleitschneelawine am 2351 m hohen Pic Chaussy, Ormont-Dessous, VD (Foto: P. Gonnet, 06.12.2025).
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Der Name ist Programm: Gleitschneelawine am Lauwistock (Niederrickenbach, OW) (Foto: P. Frey, 06.12.2025).
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Erfolgreiche Lawinensprengung im Titlisgebiet zur Sicherung der Skipisten (Foto: M. Burch, Lawinendienst Titlis, 08.12.2025).
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Rissbildung im Triebschnee an der Fellilücke (Andermatt, UR) (Foto: T. Schneidt, 08.1202025).
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Durch den Regen wurde die Schneedecke feucht, und an sehr steilen Hängen gingen zahlreiche kleine Lockerschneelawinen ab, wie hier unter dem Crap la Tgina (Flims, GR) auf 2350 m (Foto: J. Murer, 08.12.2025)

Was bisher geschah

Nach dem Grossschneefall vom 24.-27. November hatte sich die Lawinensituation rasch gebessert, und trotz Schwachschichten tief in der Schneedecke wurden Anfang Dezember nur noch vereinzelt Lawinen durch Personen ausgelöst. Sonnige Phasen wechselten mit schwachen Schneefällen. Insgesamt fielen bis am Samstag, 06. Dezember verbreitet 5 bis 15 cm Schnee. Gebietsweise entstand in den klaren Phasen Oberflächenreif (Abb. 1). Dort, wo dieser eingeschneit wurde, stellte er eine schwache Unterlage für den späteren Trieb- und Neuschnee dar.

 06. Dezember: Personenauslösungen im Triebschnee

Am Samstag, 06. Dezember hat starker Westwind diesen lockeren Altschnee verfrachtet. Der im Windschatten auf die weichen Oberflächenschichten abgelagerte Triebschnee erwies sich als störanfällig und es kam zu etlichen Lawinenauslösungen durch Wintersportler. Bei fünf der gemeldeten Schneebrettlawinen wurden insgesamt acht Personen erfasst (Video); eine Person wurde dabei schwer verletzt.

 07. Dezember: Sturm, Regen und spontane Lawinen

Mit verbreitet 10 bis 20 und lokal 30 mm Regen, bzw. ebenso vielen Zentimeter trockenem Schnee oberhalb von rund 2600 m, blieben die Niederschläge leicht unter den Erwartungen. Reichte dieser wenige Niederschlag zusammen mit dem starken Westwind und dem Anstieg der Schneefallgrenze auf 2200 m trotzdem für spontane Lawinen? 

Während der Niederschläge war es wegen Wolken und Dunkelheit schwierig bis unmöglich, Lawinen zu beobachten, zumal diese nicht bis in die Täler vorstiessen. Einzige Hinweise auf die doch recht heikle Situation waren die automatischen Lawinendetektionen, die dank Radartechnologie unabhängig von Wetter und Licht funktionieren. Am Sonntag, 07.12. registrierte eine solche Anlage oberhalb von Leukerbad 19 Lawinen(Abb. 2), diejenige bei Zinal (VS) deren 10. Die meisten detektierten Lawinen waren wohl mittelgross. 

Am Montag, 08.12. klarte es auf. Dabei zeigte sich, dass viele Lockerschneelawinen mit dem Regen spontan abgegangen waren (Abb. 3) oder im Verlauf des Montags mit der Sonneneinstrahlung abgingen (Abb. 4). Auch zahlreiche Schneebrettlawinen wurden beobachtet (Abb. 5).

Insgesamt zeigte das Wochenende eindrücklich, wie rasch sich auch bei kleinen Niederschlagsmengen eine heikle Lawinensituation entwickeln kann, wenn Wind und Regen zusammenkommen. Neu- und Triebschnee werden sich durch die Wärme rasch miteinander verbinden, die darunterliegenden Schwachschichten bleiben aber weiterhin störanfällig. So erstaunt es nicht, dass auch für Dienstag im Wallis und in grossen Teilen des Nördlichen Alpenkamms die Lawinengefahr weiterhin mit Stufe 3 (erheblich) eingeschätzt wurde.

Gefahrenentwicklung

Lawinenbulletins dieser Zeitperiode im Überblick.

 

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