Fulminanter Winterstart im Westen ¶
Im Westen und Norden fiel ergiebig Schnee, auch in mittleren Lagen. Die Schneehöhen lagen deutlich über dem Durchschnitt von Ende November, im Westen lag ausserordentlich viel Schnee. Die Lawinengefahr stieg verbreitet deutlich an, im Westen wurde an mehreren Tagen grosse Lawinengefahr (Stufe 4) prognostiziert.
In der Zwischenzeit: Schneefall bis in tiefe Lagen vom 19. bis 22. November ¶
Bereits am Mittwoch, 19. November setzte bei weiter sinkenden Temperaturen (vgl. Blog vom 18.11.25) erneut Schneefall ein, der bis am Samstag, 22. November anhielt. Die Schneefallgrenze sank bis unter 500 m. Dabei schneite es am Alpennordhang verbreitet 20 bis 40 cm, im südlichen Wallis und in Graubünden 10 bis 20 cm, in der Höhe bis 40 cm. Im Jura und am zentralen Alpensüdhang schneite es ein paar Zentimeter (vgl. Abbildung 1). Mit etwa -10 °C auf 2000 m war es kalt und der Schnee locker. Blies bis am Donnerstagmorgen noch mässiger bis starker Südwestwind drehte der Wind dann auf Nordost und blies erneut mässig bis stark. Dabei wurde der lockere Neuschnee zum Teil intensiv verfrachtet. Wie einige Lawinenmeldungen vor allem am Alpennordhang bestätigten, waren die Triebschneeansammlungen bei erheblicher Lawinengefahr (Stufe 3) leicht auslösbar.
Grossschneefall im Westen: 23. bis 27. November ¶
Nachdem der Samstag, 22. November in den Bergen sonnig und kalt war, zogen am Sonntag, 23. November von Westen her Wolken auf. Von Sonntagabend, 23. November bis in die Nacht auf Donnerstag, 27. November fiel im Westen und Norden anhaltend und ganz im Westen intensiver Niederschlag. Die Schneefallgrenze lag am Montag, 24. November im Westen bei 1800 m, im Osten bei 1400 m und im Süden bei 800 m. In der Folge sank sie in allen Gebieten auf rund 800 m (Abbildung 2).
Im Westen waren die Neuschneemengen enorm: im westlichsten Unterwallis und am angrenzenden westlichen Alpennordhang fielen 100 bis 150 cm Schnee (Abbildung 3). Aber auch am übrigen Alpennordhang fielen verbreitet 50 bis 80 cm. Sogar der Jura erhielt ein frühes Winterkleid, auf den höchsten Gipfeln fiel 40 bis 60 cm Schnee. Am wenigsten Schnee fiel im Süden.
Der Wind drehte am Sonntag, 23. November auf Südwest und blies mässig bis stark, im Süden und in Graubünden wehte er noch schwach bis mässig aus Nordwest. Am Montag, 24. November hielt der Wind in der Höhe an und blies mässig bis stark aus Südwest. Der lockere Neuschnee wurde in der Höhe intensiv verfrachtet. Am Dienstag, 25. November drehte der Wind auf nordwestliche Richtungen und am Alpensüdhang klarte es in der Folge auf und war meist sonnig.
Schneedecke ¶
Die noch junge Schneedecke dieses Winters wies schon einige schwache Schichten auf:
An der Schneeoberfläche lag der kalte, lockere Neuschnee, welcher vom 19. bis 22. November gefallen war. Zudem wurde die Oberfläche in der Nacht auf den 23. November aufbauend umgewandelt und zusätzlich bildete sich gebietsweise Oberflächenreif. Diese Entwicklung führte zu einer ungünstigen Unterlage für den Neu- und Triebschnee, der am Montag, 24. November bei milden Temperaturen fiel und verfrachtet wurde. Neu- und Triebschnee bildeten so rasch ein Schneebrett. Es war zu erwarten, dass sich dieses Schneebrett auf der lockeren Unterlage leicht als Lawine auslösen lassen würde (vgl. Abbildung 4).
Des Weiteren waren vor allem an Nordhängen oberhalb von 2200 bis 2400 m verbreitet kantig aufgebaute Basisschichten der Schneedecke vorhanden. Diese waren oft durchsetzt mit Krusten. Auch in diesen Basisschichten liessen sich Lawinen leicht auslösen oder oberflächennah ausgelöste Lawinen konnten in diese tieferen Schichten durchreissen (vgl. Abbildung 5).
Der Übergang zu den deutlich aufbauend umgewandelten Schichten (vgl. Abbildungen 4 und 5) ist die schwächste Stelle in der Schneedecke. In den neuschneereichen Gebieten im westlichsten Unterwallis und am westlichen Alpennordhang mit einer Neuschnee-Überdeckung dieser Schichten von mehr als 80 cm dürfte die Lawinengefahr rascher abnehmen als in den übrigen Gebieten mit dünnerer Überdeckung. Dort bleiben die tieferen Altschneeschichten länger störanfällig und Lawinen leicht durch Personen auslösbar.
Verbreitet überdurchschnittliche Schneehöhen, auch in mittleren Höhenlagen ¶
Am Donnerstag, 27. November lagen die in Abbildung 6 dargestellten Schneehöhen. Für die Jahreszeit sind die Schneehöhen im Westen und Norden verbreitet überdurchschnittlich (vgl. Abbildung 7). Die ausgiebigen Schneefälle haben dazu geführt, dass in der Westschweiz 7 langjährige manuelle Stationen mit einer Median-Höhe von 1350 m entweder auf Rang 2 oder 3 bzgl. grösster Schneehöhe an einem 27. November liegen. An den höher gelegenen (Median-Höhe: 2150 m), aber noch keine 30 Jahre alten IMIS-Stationen liegen 20 Stationen auf Rang 1 und weitere 6 Stationen auf Rang 2 oder 3, was immerhin knapp einem Drittel aller IMIS-Stationen entspricht. Auch bei diesen Stationen betrifft es ausschliesslich Station im Westen der Schweiz. Ähnlich schneereich in dieser Region waren Ende November 2008 und 2017.
Lawinengefahr und Lawinenaktivität ¶
Das Lawinenbulletin wird seit dem 15. November täglich um 17h publiziert. Am 25. und 26. November wurde zusätzlich auch ein Morgenbulletin herausgegeben (Ausgabe 8 Uhr). Von Montag bis Mittwoch wurde im Westen gebietsweise vor grosser Lawinengefahr (Stufe 4) gewarnt (vgl. Gefahrenverlauf unten), sonst verbreitet vor erheblicher Lawinengefahr (Stufe 3).
Besonders am Dienstag, 25. November wurden dem Lawinenwarndienst spontane Lawinen gemeldet. Ob dies die Spitze der Lawinenaktivität war, und ob Stufe 4 an allen drei Tagen in allen Gebieten erreicht war, kann auch im Nachhinein nicht abschliessend beurteilt werden. Einerseits waren die Sichtverhältnisse schlecht, und andererseits hat der Lawinenwarndienst um diese Jahreszeit generell erst wenig Rückmeldungen zur Verfügung, insbesondere zur Lawinenaktivität.
Einige beobachtete Lawinenabgänge weisen jedoch auf Stufe 4 hin. Beispielsweise schlug am 24. November das Radarsystem im Versuchsgelände des SLF im Vallée de la Sionne Alarm: Am frühen Nachmittag ging eine sehr grosse Lawine an der Crêta Besse (Savièse, VS) ab. Sie riss auf rund 2600 m im trockenen Schnee an, stiess auf etwa 1900 m auf den regennassen Schnee und drang bis auf 1500 m vor. Auch am 25. November wurden an verschiedenen Orten im Unterwallis Lawinen gesichtet, die grosse oder sehr grosse Ausmasse annahmen. So stiessen am Col de la Forclaz (Trient, VS, Abbildung 8), in La Balmaz (Evionnaz, VS) und oberhalb von Fully (VS) Lawinen bis nahe an Verkehrswege heran (Auslaufbereiche der Lawinen bei 600 bis 1300 m).