Neuschnee auf schwachem Altschnee: kritische Lawinensituation zwischen Monte Rosa und Basòdino ¶
Endlich fiel mal wieder Schnee, allerdings nur zwischen Monte Rosa und Basòdino. Obwohl die Mengen nicht ausserordentlich gross waren, lösten sich in der Folge zahlreiche Lawinen spontan oder wurden von Personen ausgelöst. Glücklicherweise kam niemand zu ernsthaftem Schaden.
Neuschnee auf schwache Altschneedecke im Süden = zahlreiche Lawinenauslösungen ¶
Im Süden und am Walliser Alpenhauptkamm fiel zwischen Heiligabend und Freitagmorgen oberhalb von 1200 m verbreitet Schnee, während es weiter nördlich meist trocken blieb. Am meisten Schnee fiel zwischen Monte Rosa und Binntal, sowie in den westlichsten Gebieten des Tessins. Dort kamen 30 bis 40 cm Neuschnee zusammen, lokal fiel sogar bis zu 50 cm (Abbildung 1). Der Süd- bis Südostwind blies am nördlichen Alpenkamm sowie allgemein im Hochgebirge zeitweise stark bis stürmisch, sonst überwiegend mässig.
Am Freitag war es in den Bergen dann verbreitet sonnig.
Neu- und Triebschnee wurden auf eine meist dünne, an Schattenhängen aber oftmals stark aufbauend umgewandelte Schneedecke abgelagert (Abbildung 2).
Die Folge waren spontane Lawinenabgänge am Donnerstag, am Freitag dann auch Personenlawinen (Abbildungen 3 und 4). Die Lawinen wurden meist mittelgross (Grösse 2) oder gross (Grösse 3). Die grösste gemeldete Lawine wurde am Freitag am Poncione Val Piana von Personen ausgelöst (Abbildung 5), glücklicherweise ohne dass jemand zu Schaden kam.
Weiter nördlich, besonders in den inneralpinen Gebieten des Wallis und in Graubünden, war die Schneedecke ebenfalls schwach aufgebaut. Allerdings konnten nur dort, wo dünner, harter Triebschnee auf dieser Schneedecke lag, kleine Lawinen ausgelöst werden (Abbildung 6). Diese Gefahrenstellen waren selten.
In den Gebieten noch weiter nördlich, am Alpennordhang, blies zwar der Wind teils stürmisch, die Triebschneeansammlungen blieben aber meist sehr klein. Allerdings konnten auch hier sehr vereinzelt Lawinen ausgelöst werden (Abbildung 7). Einträge auf Tourenportalen, wie Gipfelbuch oder Camp2Camp, beschrieben die Schneeverhältnisse oft als «von unten bis oben hart» oder das Skitouren zwar «noch machbar» wären, aber «überhaupt nicht lohnend». (Abbildung 8). Leider…
Lawinengefahr ¶
In den Gebieten mit Neuschnee wurde vor erheblicher Lawinengefahr (Stufe 3-, teils 3=) gewarnt. Betrachtet man die zahlreichen mittleren und teils auch grossen Lawinen, die während des Schneefalls spontan abgegangen waren, zeigt sich rückblickend, dass die Lawinengefahr regional im Lawinenbulletin unterschätzt war. Für die unmittelbar an der Grenze zu Italien gelegenen Bergketten wäre möglicherweise in einigen Gebieten während der Schneefälle am 25.12. oberhalb von 2400 m sogar die Gefahrenstufe 4 («gross») gerechtfertigt gewesen.
In den anderen Gebieten mit (viel weniger) Neuschnee wurden am 26.12. häufig Alarmzeichen berichtet. Vermutlich war auch dort die Lawinengefahr in der Prognose etwas unterschätzt worden.
Lawinenunfälle ¶
Es wurden 4 Lawinen gemeldet, bei welchen eine oder mehrere Personen erfasst wurden. Verletzt oder verschüttet wurde dabei niemand. Nach dem Abgang der Lawine am Poncione Val Piana (Abbildung 5) wurde die Lawinenablagerung von der Rega und Rettungsspezialisten abgesucht. Glücklicherweise war niemand erfasst worden.