Auf historischen Spuren in Grönland

SLF-Biologen vollziehen zwei 20 und 90 Jahre alte Expeditionen in Grönland nach. Wie ihre Vorgänger nehmen sie dort die Bestände von Pflanzen auf und analysieren, wie sich diese in den vergangenen Jahrzehnten verändert haben. Davon erwarten sie neue Erkenntnisse über die Folgen des Klimawandels.

Die SLF-Biologen Christian Rixen und Andreas Gygax sind am 25. Juli nach Grönland aufgebrochen, um dort historischen Vorbildern zu folgen. Bereits in den Jahren 1931 und 1932 hatte dort der dänische Botaniker Paul Gelting auf der Clavering-Insel, einer Insel vor der Küste Nordost-Grönlands, eine Bestandsaufnahme der Pflanzen zwischen Meereshöhe und 1200 Höhenmetern gemacht. Dabei erfasste er alle 100 Höhenmeter jeweils sämtliche dort vorhandenen Arten. Im Jahr 2001 wiederholte der Schweizer Biologe Fritz Hans Schwarzenbach die Expedition. Die exakten Beobachtungsstellen, Wege und Pflanzenbestände sind gut dokumentiert, sagt Rixen: «Wir wollen exakt die Methoden unserer Vorgänger kopieren.»

Von ihrer Arbeit erhoffen sich die Forscher Erkenntnisse über die Folgen des Klimawandels auf die Vegetation. Schwarzenbach hatte bereits 2001 festgestellt, dass sich innerhalb von 70 Jahren zahlreiche Pflanzen in die Höhe ausgebreitet hatten. «Wir erwarten, dass wir diese Aufwärtsbewegung bestätigen und spezifizieren können», erläutert Rixen.

Auf gleichen Wegen zu gleichen Orten

Aber die SLF-Wissenschafter gehen noch weiter. Sie wollen nicht nur herausfinden, ob sich die Zahl und der Mix der Pflanzen verändert hat. Ein zweiter Aspekt ist, ob und falls ja wie sich dieser Prozess in den vergangenen zwei Jahrzehnten beschleunigt hat. «Darüber hinaus rechnen wir damit, dass wir zwischen Gewinnern und Verlierern unterscheiden können, also Pflanzen, die auf den Klimawandel reagieren können, indem sie sich in die Höhe ausbreiten, und solchen, die das nicht können und deren Existenz daher stärker gefährdet ist», erklärt Rixen. Da sich die zwei Forscher an die wahrscheinlich kältesten Orte mit Gefäss-Pflanzen begeben, sehen sie zudem eine Chance, die Grenzen solcher Pflanzen zu erkunden.

Zu Gute kommt ihnen, dass Schwarzenbach bei seinem Grönlandbesuch 2001 die Stellen genau dokumentiert hat, an denen er die Bestände aufgenommen hat. Er hatte dabei Geltings Notizen aus den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts als Vorlage genommen. «Wir werden genau die gleichen Orte aufsuchen und die gleichen Wege gehen, um möglichst genau vergleichen zu können», sagt Rixen. Rund 130 Pflanzenarten werden sie wahrscheinlich vorfinden und deren Verteilung untersuchen.

Immerhin liegt Grönland in einer Region der Erde, die sich deutlich schneller erwärmt als der Durchschnitt. Die Studie gehört zu einer Reihe von Projekten in deren Rahmen SLF-Wissenschafter in kalten Regionen auf Basis historischer Daten untersuchen, wie sich die Pflanzenwelt verändert hat, erklärt Rixen: «Ob das Ergebnis tatsächlich mit der Erwärmung der Erde korrespondiert, werden wir genau analysieren.»

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