Schnee und Lawinen in den Schweizer Alpen. Winter 2006/07.

Zusammenfassung

Von Oktober bis Juni waren alle Monate praktisch in der ganzen Schweiz wärmer als im langjährigen Mittel. Es folgten sich der wärmste Herbst, der wärmste Winter und der wärmste April, alles seit Beginn der Messungen im Jahre 1864.

Es schneite wesentlich später ein als normal. Ende November lag auf 1800 m durchschnittlich weniger als 10 cm Schnee. Weniger war es in der seit 1945 dauernden Vergleichsperiode nur im Jahre 1994.

Von Oktober bis April fiel weniger Niederschlag als normal. Weil die Schneefallgrenze oft sehr hoch lag, resultierte vor allem unterhalb von etwa 2000 m ein extrem schneearmer Winter. Lokal erreichten die Schneehöhen selten und nur für kurze Zeit durchschnittliche Werte. Sonst lagen sie meist deutlich unter dem langjährigen Mittelwert, und an einigen Schneestationen wurden im Verlaufe des Winters neue Schneehöhenminima registriert. Erst oberhalb von etwa 1300 bis 1500 m lag auf horizontalen Flächen den ganzen Winter über Schnee. Darunter wechselten sich Schneebedeckung und schneefreie Perioden ab. In Bellinzona blieb erstmals seit Beginn der Messungen ein Messfeld ein ganzes Jahr über aper.

In hohen Lagen wurden die Schneehöhenmaxima dieses Winters bereits Mitte März erreicht, einen Monat früher als üblich. Die Schneeschmelze im April erfolgte rasant und zwei bis vier Wochen früher als normal. Noch nie waren so früh im April so viele Messfelder ausgeapert wie in diesem Winter. In grösserer Höhe war die Schneelage besonders in den westlichen und nördlichen Teilen des Unterwallis etwas günstiger.

Die wiederholte Durchfeuchtung der Schneedecke in mittleren Höhenlagen sowie die Verfestigung durch den Wind in grosser Höhe ergaben vor allem im Westen und im Norden einen verbreitet günstigen Schneedeckenaufbau. Bevor sich die Schneedecke dort allerdings stabilisierte, musste aufgrund der Niederschläge und der milden Temperaturen sowie der anfänglich schwachen Altschneedecke an insgesamt sieben Tagen gebietsweise die Gefahrenstufe 4 (gross) prognostiziert werden. Die Gefahrenstufe 5 (sehr gross) wurde nirgends erreicht.

Anders in den inneralpinen Gebieten: Vor dem Westwind geschützt, waren besonders in Graubünden sowohl die Wärmeeinbrüche als auch der Windeinfluss geringer. Die Lawinengefahr stieg zwar nie auf die Gefahrenstufe 4 (gross) an, es entstand jedoch eine schwache Schneedecke und damit eine zeitweise heimtückische Lawinensituation. Wintersportler lösten den ganzen Winter über Schneebrettlawinen im schwachen Schneedeckenfundament aus. Typisch waren auch Auslösungen in zuvor bereits mehrfach befahrenen Hängen.

Die maximale Lawinenaktivität des Winters war während des Grossschneefalls von Anfang März. Bei der Schneeschmelze im März und April gingen kaum grosse Nassschneelawinen ab, dies aus folgenden Gründen:

  • In den meisten Gebieten war der Schneedeckenaufbau günstig.
  • Die Festigkeit einer Schneeschicht nimmt besonders bei deren ersten Durchfeuchtung ab. Diese hatte bis in grössere Höhen meist schon bei den Wärmeeinbrüchen im Hochwinter stattgefunden.
  • In den inneralpinen Regionen brachen Nassschneelawinen zwar im schwachen Schneedeckenfundament an, doch reichten die geringen Schneemengen in der Regel nicht aus zur Bildung grosser Lawinen.