Seit dem Winter 1949/50 werden in der Landschaft Davos alle beobachteten Lawinen aufgenommen und kartiert. Somit besteht ein langjähriger, für die Lawinenforschung sehr wertvoller Datensatz, der weltweit einzigartig ist.
Wem nützt die Lawinenkartierung Davos?
Die Lawinenaktivität ist sowohl für die Lawinenwarnung als auch für die Lawinenforschung ein sehr wichtiger Faktor. Aufgrund der Lawinenaktivität kann zum Beispiel die prognostizierte Lawinengefahr aus dem Lawinenbulletin (insbesondere bei hohen Gefahrenstufen) verifiziert werden. Es können auch grundlegende Fragen zur Anzahl und Verteilung von Lawinen und Gefahrenstellen untersucht werden. Diese erlauben es zum Beispiel, Definitionen der Lawinengefahrenskala zu erstellen oder zu verfeinern oder Prognosewerkzeuge zu entwickeln. Auch für die Erforschung der Lawinenbildung sind abgegangene Lawinen eine wichtige Beobachtung. Sie erlauben zu untersuchen, bei welchen Schneedecken- oder Wetterbedingungen wie viele Lawinen und welche Art von Lawinen an welchen Hanglagen abgegangen sind. Schlussendlich sind solche umfangreichen, langjährigen Beobachtungen auch für die Entwicklung von Lawinendynamikmodellen wichtig.
Wie werden die Lawinen in der Landschaft Davos aufgenommen?
Die Umrisse von beobachteten Lawinen werden in einer engen Zusammenarbeit zwischen dem SLF und den Rettungsdiensten der Bergbahnen sowie dem Gemeindelawinendienst erfasst. Ziel ist eine möglichst umfassende Lawinenkartierung. Das Gebiet, in dem die Lawinen erfasst werden, umfasst etwa 160 km2 (vgl. Abbildung 1). Darin enthalten sind Freeride- und Skitourengebiete sowie Gebiete mit Verkehrswegen (Strassen, Bahnlinien, Langlaufloipen) und Gebäuden
Was wird erfasst?
Erfasst werden möglichst alle Schneebrettlawinen mit einer Mindestausdehnung von 50 m in einer Dimension oder Lockerschneelawinen von mindestens der Grösse 3 (gross). Sichtbehinderungen bei Schneefall und Wind schränken die Beobachtung und Kartierung ein. Zudem können Lawinen schon vor deren Beobachtung eingeschneit und unsichtbar werden – eine in Kauf zu nehmende Fehlerquelle. Besonders bei hoher Lawinenaktivität müssen die Lawinen schnell und einfach dokumentiert werden können (vgl. Abbildung 2). Sie werden deshalb im Feld mit Fotos erfasst und anschliessend im Büro ab dem Foto kartiert. Diese einfache Methode hat sich sehr bewährt.