Klimawandel und ... Wald

Der Klimawandel wird den Schweizer Wald deutlich verändern. Das könnte wichtige Waldleistungen für den Menschen in Frage stellen, etwa den Rohstoff Holz oder den Schutz vor Naturgefahren. Die WSL erforscht diese Veränderungen, entwickelt Szenarien und schlägt Forstwirtschaft und Bevölkerung Lösungen vor. 

Der Klimawandel schreitet im Alpenraum deutlich schneller voran als in anderen Regionen der Erde. Etliche Baumarten werden künftig an ihren heutigen Standorten nicht mehr optimal gedeihen, darunter die ökonomisch wichtige Fichte und in gewissen Lagen die im Mittelland heute vorherrschende Buche oder die im Wallis weitverbreitete Föhre. Dies hat Folgen für den Holzertrag und -erlös, die Schutzwirkung des Waldes gegen Naturgefahren, die biologische Vielfalt und auch das Landschaftsbild. Das Risiko, dass der künftige Wald für den Menschen wichtige Leistungen wegen des Klimawandels weniger gut erbringen kann, steigt rasch an.

Trockenheit lässt Bäume sterben

Seit den 1990er Jahren gehen im Wallis die Waldföhren ein, weil es ihnen zu trocken wird. WSL-Forschende untersuchen die Ökosystemprozesse seit 2003 im Pfynwald, einem trockenen Föhrenwald bei Leuk. Unter anderem bewässern sie einen Teil der Testflächen mit Sprinklern und verdoppeln damit den natürlichen Niederschlag von ca. 600 mm und damit auch die den Bäumen zu Verfügung stehende Bodenwassermenge. Ein Versuch, bei dem die Bewässerung nach 10 Jahren wieder abgestellt wurde, zeigte, dass die Föhren von der erhöhten Wasserverfügbarkeit profitierten. Sie wuchsen über mehrere Jahre stärker, als es das trockene Klima eigentlich erwarten liess. Die Föhren geben ihre «Erfahrung» sogar an die nächste Generation weiter: Waren die Elternbäume an Trockenheit gewöhnt, kamen auch die Nachkommen mit weniger Wasser besser klar.

Mit fortschreitendem Klimawandel und zunehmenden Hitzesommern kommt eine neue Bedrohung hinzu: steigende Lufttemperaturen trocknen nicht nur den Boden, sondern auch die Luft aus. Diese atmosphärische Trockenheit setzt den Bäumen zusätzlich zu und «saugt» ebenfalls mehr Wasser auf – die Bäume verdunsten deshalb mehr Wasser. Diesem Phänomen gehen WSL-Forschende mit einem neuen, weltweit einzigartigen Freiluft-Experiment nach. Sie installieren dafür zusätzlich zu den Sprinklern auch Wasserdampfdüsen, um Luft- und Bodentrockenheit kombiniert zu manipulieren und besser zu verstehen, wie sich diese beiden Faktoren auf die Bäume und den Wald auswirken.

Zukunftsbäume gesucht!

Der Klimawandel schreitet schneller voran, als sich das Ökosystem Wald anpassen kann, um weiterhin seine Leistungen für den Menschen zu erbringen. Um Forstleute zu beraten, welche Baumarten an welchen Standorten in Zukunft am besten geeignet sein werden, haben WSL-Forschende 2020 ein Grossprojekt gestartet: Zusammen mit lokalen Forstleuten haben sie auf 57 Testflächen in der ganzen Schweiz 55'000 Setzlinge diverser Baumarten gepflanzt. Deren Schicksal wird die WSL für die nächsten 30 bis 50 Jahre verfolgen und so für die Zukunft gewappnete Baumarten identifizieren.

Trockenstress im Zehnminuten-Takt gemessen

Wald kann nur Holz liefern und Kohlendioxid (CO2) speichern, wenn er wächst. Zunehmende Sommertrockenheit mindert das Wachstum und Überleben von Bäumen. Das Beobachtungsnetzwerk TreeNet misst die Wasserversorgung von Bäumen annähernd in Echtzeit und ist damit ein Frühwarnsystem für beginnende Trockenheit. Seine Daten helfen dabei, Witterungsextreme und deren Auswirkungen einzuordnen. So ermöglichen sie Prognosen zu den Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald. Eine Anwendung von TreeNet ist die Web-Applikation FORTE. Damit lässt sich für Schweizer Wälder nachschauen, ob sie an Bodentrockenheit leiden, wie gross das Risiko für Insektenbefall ist und wie sich das auf das Wachstum einzelner Baumarten auswirkt. Die Weiterentwicklung FORTE Future zeigt auf, wie sich die potenzielle Verbreitung von Baumarten mit dem Klimawandel verändern dürfte.

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