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Kleiner Piz Buin/Piz Buin Pitschen: Experimentelle Untersuchungen

 

Steinschläge, Murgänge und Felsstürze sind gravitative Massenbewegungen, welche im Gebirge häufig vorkommen. Die SLF-Forschungsgruppe Alpine Fernerkundung entwickelt Methoden, um potenzielle Instabilitäten möglichst früh erkennen zu können. Mit verschiedenen Methoden können Bewegungen von Felspartien verfolgt werden. Eine Vorhersage über den Zeitpunkt des Versagens einer solcher Massenbewegung ist meist schwierig, in manchen Fällen sogar unmöglich.

Aktuell verfolgt das SLF eine potenzielle Instabilität am Piz Buin Pitschen, die für Alpinistinnen und Alpinisten gefährlich werden könnte. Die stark frequentierte Normalroute auf den Grossen Piz Buin (3312m) in der Silvretta-Gruppe führt von der österreichischen Seite her am Ochsentaler Gletscher und dem Kleinen Piz Buin (oder Piz Buin Pitschen, 3255 m) vorbei. Im Bereich der Buinlücke tritt seit mehreren Jahren vermehrt Stein- und Blockschlag auf. Forschende des SLF stellten bei einer Begehung im Juli 2020 eine stark zerklüftete und deformierte Felsmasse mit einer Anrisskrone nahe dem Gipfel des Kleinen Piz Buins fest. Ein Vorkommen von Permafrost, welcher auf die warmen Temperaturen der letzten Jahre reagieren könnte, wird in diesem Bereich angenommen (siehe Permafrost- und Bodeneiskarte).

 

Entwicklung der Gleitmasse Kleiner-Piz Buin/Piz Buin-Pitschen (2009 (links), 2020 (Mitte) und 2022 (rechts)), aufgenommen am Piz Buin Grond mit Blick Richtung Südwesten. Fotos: SAC Tourenportal / Gregor Ortner, SLF

 

Erste Vermessung im August 2020

Aus diesem Grund fanden im August 2020 eine erste Helikopterbefliegung und eine photogrammetrische Vermessung mit einer Drohne statt. Nach einer geologischen Modellierung und einer Auswertung der Oberflächenmodelle und Orthofotos wurden erste Abschätzungen über mögliche Sturzvolumen gemacht. Zwei Sturzszenarien wurden dabei in Betracht gezogen:

  • Ein Felssturz mit einer angenommenen Sturzmasse von > 100’000 m3 und
  • ein extremes, unwahrscheinlicheres Bergsturz-Szenario > 1 Mio. m3

Mit diesen Volumen wurden Simulationen mit der am SLF entwickelten Software RAMMS Rapid Mass Movements durchgeführt um erste Abschätzungen der Gefährdung zu machen. Im Anschluss wurden die Berghütten in der Umgebung und zuständigen Institutionen über die Resultate informiert.

Bisher führte das SLF einmal im Jahr eine Begehung und eine Fernerkundungskampagne durch, um mögliche Veränderungen zu erfassen. Dabei wurden Volumenverlust sowie Bewegung der Felsmasse festgestellt. Gewisse Felspartien bewegten sich innerhalb eines Jahres mehr als einen Meter talwärts. Die Schutthalde am Fuss des Piz Buin Pitschen wird jährlich grösser und dicker, was verdeutlicht, dass regelmässig Felsen ausbrechen. Das SLF hat die zuständigen Behörden, die Hütten und die Alpenvereine über diese Forschungsresultate informiert.

Geplante Forschungsarbeiten

Der zunehmende Klimawandel und die damit einhergehende Veränderung des alpinen Raums machen die weitere Forschung am Kleinen Piz Buin besonders relevant, insbesondere weil hier eine sich bewegende Felsmasse vor ihrem möglichen Abgang untersucht werden kann. Neben der Weiterführung der etablierten Messungen werden nun ergänzende Messungen mit Radar und allenfalls auch Installationen von seismischen Messgeräten vor Ort geplant. Das Monitoring solcher potenzieller Instabilitäten ist einer der Forschungsschwerpunkte des neu am SLF gegründeten Forschungszentrums CERC (Climate Change, Extremes and Natural Hazards in Alpine Regions Research Centre).

 
 

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