Umgang mit Lawinengefahr ist UNESCO-Kulturerbe

Der «Umgang mit der Lawinengefahr» wurde am 29. November 2018 in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Das WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF hat das Dossier zusammen mit Partnern erarbeitet.

Unter der Federführung des Bundesamtes für Kultur (BAK) hat das SLF die Kandidatur in den vergangenen zwei Jahren gemeinsam mit Vertretern des Kantons Wallis, des Schweizer Alpen-Club SAC, des Schweizer Bergführerverbands SBV und des Bundesamts für Umwelt (BAFU) erarbeitet. Ebenso beteiligt waren Verbände und Institutionen aus Österreich. Ein Novum für die Schweiz - mit diesem Dossier reichte sie zum ersten Mal mit einem anderen Land gemeinsam eine Kandidatur für die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO ein.

Die erfolgreiche Zusammenarbeit der unterschiedlichen Träger über die Landesgrenze hinaus ist denn auch exemplarisch für den Umgang mit Lawinen: Auch hier geht es darum, möglichst alle Betroffenen miteinzubeziehen und die verschiedenen Interessen abzuwägen. Nur so kann eine Lösung geschaffen werden, die nachhaltig ist. «Die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Bund, Kantonen und Gemeinden», so Jürg Schweizer, Institutsleiter SLF, «sowie dem SAC, den Bergführern und der Forschung ist wohl einmalig».

Bestandteil der kulturellen Identität

Das Gut mag zwar immateriell sein, doch für ein Bergland wie die Schweiz ist der Umgang mit Lawinen überlebenswichtig und seit jeher handfester Bestandteil der kulturellen Identität: Bereits im frühen  19. Jahrhundert wurden Verbauungen im Lawinenanbruchgebiet erstellt – Mauern und Erdterrassen sollten verhindern, dass Lawinen überhaupt entstehen. Einzelpersonen wie Förster beobachteten und beschrieben als Pioniere Lawinenniedergänge. In den 1930er-Jahren, mit der Gründung der eidgenössischen Expertenkommission für Lawinenforschung und zehn Jahre später mit dem Bau eines Institutsgebäudes auf dem Weissfluhjoch, wurde der Grundstein gelegt zu einer wissenschaftlichen Professionalisierung und Förderung auf nationaler Ebene mit weltweiter Wirkung. Die Lawinenwarnung, deren wichtigstes Produkt das Lawinenbulletin ist, wurde so zum nationalen Auftrag, ebenso eine nachhaltige Raumplanung auf Grundlage von Gefahrenkarten.

Auszeichnung verhilft zu mehr Sichtbarkeit

Das seit Jahrhunderten tradierte Wissen fliesst auch heute noch in die Lawinenbeurteilung mit ein und verbindet dabei modernste Technik mit innovativer Wissenschaft.  Durch die globale Klimaerwärmung kommt es vor allem im Hochgebirge zu markanten Veränderungen. In einem Gebirgsland wie der Schweiz dürften daher Naturgefahren durch Schnee- und Steinlawinen, Murgänge, Felsstürze und auftauendem Permafrost zunehmen. Gleichzeitig steigt der Anspruch, sich immer besser und kosteneffizienter schützen und präzisiere Prognosen stellen zu können. Dies gilt insbesondere für den Umgang mit Lawinen. «Diese Auszeichnung unterstreicht die ausgezeichnete Zusammenarbeit und verhilft einer oft unterschätzten Gefahr zu noch mehr Sichtbarkeit», so SLF-Institutsleiter Jürg Schweizer erfreut.

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