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NFP 68: Siedlungsentwicklung steuern - Bodenverbrauch verringern (SPROIL)

 

Seit den 1950er-Jahren schreitet die Zersiedelung in der Schweiz praktisch ungebremst voran. Zwar gibt es Gemeinden, welche die Zersiedelung recht erfolgreich in Grenzen halten. Insgesamt ist es jedoch nicht gelungen, den Trend zu brechen. Um den damit verbundenen Bodenverbrauch zu bremsen, sind innovative Instrumente und Massnahmen gefragt. Um solche zu entwickeln, ist es notwendig, die Ursachen der Zersiedelung besser zu verstehen.

Das NFP Projekt will die politischen, planerischen und sozio-ökonomischen Faktoren, die sogenannten Treiber, untersuchen, die seit den 1950er-Jahren die Zersiedelung bestimmen. Als Basis für diese Analyse dienen Daten zur Zersiedelung seit 1885. Die identifizierten Treiber werden in räumlichen Vorhersagemodellen verwendet. Diese ermöglichen es, die künftige Zersiedelung und den Bodenverbrauch mittels Szenarien abzuschätzen. Dabei werden sowohl Entwicklungen beobachtet, die nach dem Motto «weiter wie gewohnt» («business as usual») verlaufen, als auch Situationen, die sich durch den Einsatz finanzieller Anreize und neuer planerischer Instrumente ergeben.

Das Projekt erlaubt es, Risikokarten für den Bodenverbrauch durch Zersiedelung zu erstellen. Zudem arbeitet es praxisreife Vorschläge zur Reduktion der Zersiedelung aus. Für ausgewählte Modellgemeinden und -regionen erfolgt eine vertiefte Analyse der kausalen Zusammenhänge zwischen politisch-administrativen bzw. sozioökonomischen Bedingungen, planerischen und ökonomischen Lenkungsinstrumenten und der Zersiedelung.

Methoden

Modul 1 Wirtschaftliche Treiber

Im Modul 1 wurden die wirtschaftlichen Treiber für die Zersiedelung untersucht. Dazu wurden Daten auf Gemeindeebene statistisch ausgewertet und insbesondere wurde auch den räumlichen Zusammenhängen der Zersiedelung nachgegangen. Ausserdem wurde untersucht, ob eine Kombination von fiskalischen Anreizen und strukturellen Gegebenheiten die Zersiedelung begünstigt.

Modul 2 Politische und planerische Treiber

Modul 2 untersuchte die Raumplanungsinstrumente auf Gemeindeebene und ging auch der Frage nach, ob kommunale Richtpläne das Potenzial besitzen, die urbane Entwicklung hin zu nachhaltigen und kompakten Formen zu steuern. Zu diesem Zweck wurden die raumplanerischen Massnahmen mittels einer Umfrage bei den Gemeinden der Schweiz erhoben. Zudem wurden 40 kommunale Richtpläne mittels Inhaltsanalyse hinsichtlich policy-Fokus und analytischer Qualität untersucht.

Modul 3 Explizite räumliche Modelle zur Vorhersage der Zersiedelung

Die Erkenntnisse der Module 1 und 2 wurden für die Modellierung im Modul 3 eingesetzt, welches Zersiedlungsmerkmale den Treibern zuordnet und Zersiedelungen für verschiedene Szenarien voraussagt. Ein schweizweites Regressionsmodel mit einer Auflösung von 1 ha aufzubauen war der erste Task dieses Moduls. Der zweite Task bestand daraus, Allokationsmodelle für die Zersiedelung im Jahre 2035 aufzustellen. 

Ergebnisse

Modul 1

Auf der Gemeindeebene korrelieren Bodenverbrauch und Zersiedlung stark mit wirtschaftlichem Wohlstand, Erreichbarkeit und einem hohen Anteil an Zupendlern. Das Bevölkerungswachstum korreliert, zumindest vor dem Jahr 2000, nur schwach mit der Zersiedelung und besitzt keine grosse Vorhersagekraft. Gesellschaftliche Veränderungen, wie ein höherer Anteil an Pensionierten oder mehr Einpersonenhaushalte, sind hingegen klar mit der Zersiedelung korreliert.

Über die Zeit werden die Korrelationen zwischen einigen erklärenden Variablen und der Grösse der bebauten Flächen schwächer, während die Korrelationen mit der Dichte der bebauten Fläche zunehmen. Dies lässt einen zeitlichen Aspekt der Urbanisation vermuten: Gemeinden, die in der Vergangenheit gewachsen sind, verzeichnen anschliessend eine Phase der Verdichtung.

Die Erreichbarkeit weist nicht nur eine räumlich variierende Korrelation mit der Grösse und der Dichte der bebauten Fläche auf (wobei diese räumliche Variation von der Erreichbarkeit abzuhängen scheint), sondern sie beeinflusst auch wie stark andere Aspekte, wie zum Beispiel die Steuerlast, mit der Zersiedlung zusammenhängen.

Modul 2

Der Umfrage zufolge tendieren Gemeinden dazu, traditionelle und fest etablierte regulatorische und strategische Instrumente anzuwenden. Innovativere Massnahmen, welche z.B. über Verträge und monetäre Anreize umgesetzt werden, sind seltener. Die Planungskapazität grösserer Gemeinden erlaubt es eher, solche anreizorientierte Instrumente zu implementieren. Die Analyse zeigt aber auch, dass kleinere Gemeinden seit 2010 solche Massnahmen zunehmend einsetzen.

Es zeigt sich, dass kantonale Planungsmandate die Qualität lokaler Richtpläne stark beeinflussen. Viele Richtpläne haben eine geringe analytische Qualität, da eine klare Vision für die zukünftige Entwicklung fehlt und die verantwortlichen Akteure oder der Zeitrahmen für die Implementierung nicht aufgezeigt wird. Damit bleiben Zweifel ob die Richtpläne das Wachstum in Richtung einer nachhaltigen Raumentwicklung steuern können.

Modul 3

Schweizweites Vorsagemodell der Zersiedelung in 1 ha Auflösung für drei sozioökonomische Szenarien (Trend, A1, A2). Abhängig davon, welches Szenario man benützt, werden die urbanen Gebiete bis ins Jahr 2035 zwischen 3 % bis 56 % wachsen. Im extremsten Szenario A2 werden in der Schweiz 13-15 % der heute existierenden landwirtschaftlichen Flächen überbaut sein. Nur im Szenario A1 wird die Zersiedlung stabil bleiben, da keine neuen urbane Gebiete überbauten werden. Fast alle zusätzliche Zersiedlung wird auf Gebieten stattfinden, die sich am besten für die Landwirtschaft eignen.

     

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