Projekt Grown Ski
Evaluierung eines nachhaltig entwickelten Allmountain-Skis
Zu Zeiten steigenden Umweltbewusstseins ist das Thema Nachhaltigkeit längst auch im Skisport angekommen. Bereits 2008 erhielt der Münchner Skihersteller GROWN den ISPO Volvo Ecodesign Award für einen Allmountain -Ski, der durch technologische Innovationen den ökologischen Fußabdruck minimiert. Dies wird beispielsweise durch die Verwendung von Basaltlaminaten anstelle der umweltschädlicheren Glasfaser- oder Carbonlaminaten als Verstärkungsfasern realisiert. Grown optimiert den gesamten Produktlebenszyklus, angefangen bei der Materialauswahl (größtmöglicher Verzicht auf Kunststoffe, Verwendung von Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern) bis hin zu kurzen Transportwegen sowie End-of-Life Szenarien die eine Entsorgung überflüssig machen (z.B. Ski als Lattenrost). Dieser Fortschritt ist messbar – und wird durch myclimatebestätigt. Das Global Warming Potential wird um bis zu 40% gegenüber vergleichbaren Ski reduziert.
Gleiche Fahrperformance trotz alternativer Materialien?
Das entscheidende Kriterium für den Erfolg eines nachhaltig entwickelten Skis bleibt dennoch die Fahrperformance. Dieser Aspekt wurde im Rahmen einer Diplomarbeit mit dem Titel „Evaluierung eines nachhaltig konstruierten Allmountain-Skis“ untersucht.
Skitests: Einfluss von Fahrkönnen und Terrain berücksichtigen
Um dem breiten Einsatzbereich eines Allmountain-Ski gerecht zu werden, wurde ein neuartiges Testdesign entwickelt, welches Fahrtests über den gesamten Winter, bei verschiedenen Verhältnissen (7 Kategorien), beinhaltet. Getestet wurden jeweils ein Test- und Referenzski gleicher Geometrie mit jedoch unterschiedlichem inneren Aufbau (u.a. Basaltfaser vs. Glasfaser), um so die Frage nach der Funktionserfüllung eines nachhaltig konstruierten Skis zu beantworten. Zudem wurde das Fahrkönnen der Tester (5 Kategorien) mitberücksichtigt. Ziel dieser ganzheitlichen Betrachtungsweise war es auch, dem Hersteller nutzergruppenabhängige Bewertungen der Fahrperformance bei unterschiedlichen Schnee- bzw. Pisteneigenschaften zu liefern. Die Dokumentation der vorherrschenden Bedingungen durch den Versuchsleiter wurde durch objektive Messdaten (u.a. Meteo- und Schneedaten des SLF) unterstützt.

Labortests: Messen der mechanischen Eigenschaften vor und nach der Testphase
Umrahmt wurde die Studie durch die Messung der physikalischen Eigenschaften im Skiprüflabor des SLF. Dazu wurden Biege- und Torsionssteifigkeit, Flächendruckverteilung unter dem Ski sowie das Vibrations- und Dämpfungsverhalten des Skis unter die Lupe genommen. Dies geschah sowohl vor als auch nach der Saison, um die Ermüdungserscheinungen des neuartigen Faserverbunds zu quantifizieren. So gewonnene Erkenntnisse über die objektiven Skieigenschaften wurden auf statistische Zusammenhänge zu den subjektiven Fahrtests hin untersucht. Als dritter Beitrag der Arbeit wurden mithilfe eines Eistribometers die Gleiteigenschaften des recycelten Polyethylenbelags gemessen.


Erkenntnisse der Untersuchung führen zu Produktoptimierung
Als Teil des Open-Innovation-Process von GROWN wurden erste Ergebnisse der Arbeit direkt in die Entwicklung der neuen Ski für die Saison 2012/13 übernommen. So wurde beispielsweise die Biegelinie des Skis etwas härter abgestimmt. Dennoch überzeugt der Ski nach wie vor durch eine eher weiche Biegelinie bei gleichzeitig sehr hoher Torsionssteifigkeit. Außerdem zeigte die Verwendung von Skibelag aus recyceltem Polyethylen unter Laborbedingungen keine Verschlechterung im Vergleich zum standardmäßig verwendeten Belag.
Fahrkönnen beeinflusst die gewünschten Fahreigenschaften
Ein interessantes Ergebnis aus den Fahrtests zeigt sich beim Vergleich unterschiedlicher Könnerstufen bei identischen Verhältnissen. So bewerteten beide Gruppen auf griffiger Piste den Testski besser als den Referenzski. Die Gründe für die Bewertung sind allerdings unterschiedlich. Experten schätzen besonders die Präzision (Empfindlichkeit des Skis gegenüber Steuerimpuls). Bei fortgeschrittenen Fahrern korrelieren hohe Bewertungen des Fahrkomforts, der Fehlertoleranz und eine leichte Schwungeinleitung mit einer positiven Gesamtbewertung.
Details zum Projekt
Projektdauer
2012 - 2014