Trotz viel Sonnenschein im ersten Teil dieser Berichtsperiode ging die Durchfeuchtung der Schneedecke nur zögerlich voran. Gründe dafür waren die klaren Nächte und die trockene Luft.
- In den klaren Nächten kühlten die nassen Schneeoberflächen durch langwellige Abstrahlung stark ab. Es entstanden mächtige Schmelzharschkrusten, die im Tagesverlauf lediglich an Südhängen und in mittleren Lagen ganz aufgetaut wurden. An Ost- und Westhängen wurden sie in hohen Lagen nur teilweise aufgetaut. An Nordhängen war die Energiebilanz negativ und die Durchfeuchtung ging nicht weiter.
- Die trockene Luft führte dazu, dass der Schnee tagsüber an der Oberfläche direkt sublimierte oder nach dem Schmelzen verdunstete. So sickerte kaum Schmelzwasser von der Oberfläche in die Schneedecke und diese wurde in den tieferen Schichten kaum weiter angefeuchtet.
Vor der Abkühlung zum Ende der Berichtsperiode waren Südhänge bis über 3000 m, Westhänge bis gegen 2800 m, Nordhänge bis gegen 1800 m und Osthänge bis gegen 2500 m durchfeuchtet.
Da die Durchfeuchtung nur zögerlich in neue Höhenlagen vordrang und sich die Schneedecke nachts durch die Abstrahlung immer wieder stabilisieren konnte, ging die Lawinenwarnung von einem moderaten tageszeitlichen Anstieg der Gefahr von Nass- und Gleitschneelawinen aus. Wären da nicht die ausgeprägten Schwachschichten in den inneralpinen Gebieten des Wallis und vor allem Graubündens noch immer vorhanden gewesen. Aufgrund der Tatsache, dass solche Schichten besonders empfindlich auf die erste Anfeuchtung reagieren und zum Ende der letzten Berichtsperiode in Graubünden bereits einzelne Lawinenabgänge im Altschnee beobachtet wurden, wurde das Potenzial für Nassschneelawinen in Graubünden höher eingestuft. Für Teile Mittelbündens, des Engadins und des Münstertals wurde am Freitag, 25.03. und am Samstag, 26.03. vor erheblicher Gefahr von nassen Lawinen im Tagesverlauf gewarnt. Die Lawinenaktivität blieb aber hinter den Erwartungen zurück und die erhebliche Lawinengefahr wurde zumindest von der Lawinenaktivität nicht bestätigt. Es blieb in allen Gebieten bei wenigen Lawinenbeobachtungen (Abbildung 2), auch dort wo der Schneedeckenaufbau besonders ungünstig war.