Das Altschneeproblem war augenscheinlich noch vorhanden, aber nicht mehr so akut. Zeitgleich zu den einzelnen Auslösungen wurden nämlich auch steile Hänge befahren und die Gefahrenstellen waren nicht mehr so häufig.
Für die abnehmende Anzahl von Lawinenauslösungen im Altschnee kamen verschiedene Gründe in Frage:
- Auch im südlichen Wallis und in Graubünden war die Überdeckung der Schwachschichten im Altschnee gebietsweise so mächtig, dass das Gewicht eines Skifahrers nicht mehr überall bis in die Schwachschicht einwirken konnte. Brüche im Altschnee konnten vor allem noch an schneearmen Stellen initiiert werden.
- Schwachschichten im Altschnee gelten zwar als langlebig, aber auch sie verändern sich mit der Zeit und stabilisieren sich etwas.
- Auch die Eigenschaften des Schneebretts verändern sich mit der Zeit, so dass sich Brüche teils nicht mehr über so grosse Distanzen ausbreiten konnten.
Nebst den Eigenschaften der Schneedecke spielt auch das Verhalten der Schneesportler eine Rolle. Je mehr steile Hänge mit einem potentiellen Altschneeproblem durch Schneesportler ‘getestet’ werden, desto mehr Auslösungen sind auch möglich. Umgekehrt wirkt sich eine sehr häufige Befahrung eines Hanges stabilisierend auf die Schneedecke aus.
Nach dem Neuschnee und Sturm zu Beginn dieser Woche wurden am Mittwoch, 23.02 im südlichen Unterwallis, in Mittelbünden und im Engadin wieder vermehrt Lawinen im Altschnee ausgelöst (Abbildung 8 und 9). Durch die zusätzliche Schicht Neuschnee dürften sich die Eigenschaften des Schneebretts verändert haben, wodurch sich das Altschneeproblem wieder etwas verschärfte. Die Lawinen im Altschnee ereigneten sich vor allem an West-, Nord- und Osthängen oberhalb von rund 2200 m.