Mit den milden Temperaturen verschwand der Schnee, welcher Ende August und Anfang September im Hochgebirgen fiel, während der Monatsmitte wieder weitgehend. Nur auf Gletschern oberhalb von etwa 3200 m lag noch Schnee.
Der Wintereinbruch zum Monatsende war dann markant: Vor allem auf der Alpennordseite fiel Neuschnee bis fast 1000 m hinunter.
Wie oft kommt es vor, dass Schnee im September bis in mittlere Lagen fällt?
Daten vom Weissfluhjoch (GR, 2536 m) und den IMIS-Stationen zeigen, dass solche September-Schneefälle mit Neuschneemengen von mehr als 20 cm auf über 2000 m ca. alle 5 Jahre vorkommen. Unterhalb 1800 m sind September-Schneefälle von über 20 cm auf jeden Fall ein seltenes Ereignis. In den letzten 30 Jahren haben das nur gerade die Stationen Davos (GR, 1560 m) und Montana (VS, 1590 m) erlebt. Genauere Zahlen dazu sind aber mit grossen Unsicherheiten behaftet. Warum?
Dank dem öffentlichen und wissenschaftlichen Interesse an solchen Schneefällen haben wir heute einen guten Überblick wann, wo, wieviel Schnee in den letzten Septembertagen 2020 gefallen ist. So wurde der vergangene Schneefall dank Aufruf an die Beobachter und deren Einsatz von über 50 Stationen aufgezeichnet. Dies war aber nicht immer so, weil z.B. die SLF-Stationen normalerweise erst ab November kontinuierliche Messungen liefern und keine klare Anweisung vorlag solche Schneefälle aufzuzeichnen. Im Gegensatz dazu hatten die MeteoSchweiz-Stationen schon immer den Auftrag Schnee an 365 Tagen im Jahr zu messen. Nur haben leider auch die wenigen langjährigen MeteoSchweiz-Stationen oberhalb 1500 m teilweise grössere Lücken in den Schneemessungen während der Randmonate. Darum sind auch September-Schneerekorde, wie der aktuell in den Medien gemeldete von Montana (Messbeginn 1931), immer mit Vorsicht zu betrachten, weil die Messreihe lückenhaft ist und von 12 Jahren gar keine September-Daten vorhanden sind. Die vorhandenen Aufzeichnungen von September-Schneefällen aller MeteoSchweiz-Stationen zeigen allerdings klar, dass grössere September Schneefälle unterhalb 1800 m früher häufiger vorgekommen sind als in den letzten 30 Jahren. Der extremste bekannte September-Schneefall seit Beginn regelmässiger Aufzeichnungen ereignete sich am 28./29. September 1885. Damals wurden sogar in Zürich 9 cm Neuschnee verzeichnet, in Elm (GL), Guttannen (BE) und Wildhaus (SG, alle auf rund 1000 m) waren es sogar 65, 58 und 55 cm.
Die Lawinenaktivität verbunden mit dem Schneefall zum Monatsende beschränkte sich hauptsächlich auf Gleitschneelawinen in Lagen zwischen etwa 1800 und 2600 m (vgl. Abbildung 5). Trockene Lawinen wurden keine gemeldet, wobei während des Schneefalls auch kaum Leute im Hochgebirge unterwegs gewesen sein dürften.